Kaffeemühle und Kaffeebohnen

„Herzlich Willkommen im ‚Justo Gusto'“, begrüßte José die Neuankömmlinge mit strahlenden Augen und voller ehrlicher Herzlichkeit.

Die Geschäftsmänner in Maßanzügen nickten noch unsicher, aber freundlich. Sie begutachteten die Umgebung, die sie gerade wie eine neue Welt betraten.

Sie lauschten der gedämpften und ruhigen Geräuschkulisse und schnüffelten neugierig nach den Gerüchen, die aus der Küche kamen und von der Einrichtung ausgingen.

Das ‚Justo Gusto‘ war ganz rustikal eingerichtet. Es schien in seiner Grundstruktur ganz einfach; eben robuste und Sicherheit vermittelnde Tische und Stühle in dunklen Tönen. So manche Schnitzer und Kratzer zeugten von Beständigkeit und Dauerhaftigkeit. Sie unterstützten den Charakter von Individualität und einer Einstellung fern des Anspruches an Perfektion.

Leise bewunderten die neuen Gäste das Café und seine Ausstattung.

„Wie gemütlich!“

„Behaglich, hier kann man Zeit und Raum vergessen.“

„Urig!“

„Stilsicher. Alles passt zueinander.“

„Danke“, rief José erfreut und schien die Geschäftsmänner damit zu verunsichern, als hätten sie nicht erwartet, dass er ihnen zuhört.

Sie einigten sich auf einen Sitzplatz mit schöner Aussicht sowohl nach Außen wie auch nach Innen, und schauten sich weiterhin um, als könnten sie gar nicht glauben, einen solchen Platz gefunden zu haben.

„Gibt es hier WLAN?“, fragte einer der perfekt gestylten Männer, während er sein Handy aus der Tasche zog.

„Nein“, sagte José mit einem leicht entschuldigenden Ton in der Stimme.

„Hm“, machte der Geschäftsmann, steckte sein Gerät wieder ein und schien noch zu überlegen, ob er das nun als Vorteil oder Nachteil werten sollte.

„Man fühlt sich wie zu Hause“, sagte einer seiner Kollegen, der sich entspannte und gemütlich in seinen Stuhl sank.

Er nickte zögerlich.

„Gibt es hier einen Fernseher?“, fragte er.

„Nein“, sagte José mit einem Ton des Bedauerns in der Stimme.

Der Geschäftsmann rutschte ein wenig nervös auf seinem Stuhl herum.

Seine Kollegen verwandelten sich indessen einer nach dem anderen von einem gestressten Arbeitstier in einen entspannten und genießenden Touristen einer neuen, oder vielleicht vielmehr einer alten, längst vergessenen Welt.

„Fehlt es Ihnen an Geld?“, fragte der einzige noch angespannte Geschäftsmann, während seine Kollegen anfingen, untereinander eine ausgelassene Unterhaltung zu führen.

José zog fragend die Augenbrauen hoch.

Der Gast mit der goldenen Armbanduhr erklärte seine Gedanken:

„Mit ein paar Investitionen könnte man dieses Café mit neuster Technik ausstatten. Die Gäste könnten im Internet surfen, durch Fernsehgeräte unterhalten werden oder ihr Geld in Spielautomaten stecken. Sie könnten sich eine neue, moderne Einrichtung leisten und helles, neues Inventar dafür einsetzen. Ihr modernes Café wäre dann voll im Fluss der Zeit und würde viel Geld einbringen.“

José lachte herzlich. „Wären Sie dann hier herein gekommen?“, fragte er mit einem Blinzeln.

Der Geschäftsmann zögerte. Seine entspannten Kollegen am Tisch lachten und schüttelten den Kopf.

José deutete aus dem Fenster. Schräg gegenüber auf der anderen Straßenseite stand ein helles Gebäude. Seine Einrichtung bestand aus modernen, hellen Tischen und Stühlen aus Plastik. Ein Fernseher hing an der Wand und Spielautomaten standen in den Nischen. Neben dem WLAN-Aufkleber an der Fensterscheibe das große Schild mit der Aufschrift „zu verkaufen“.

„Meine Konkurrenz denkt nur ans Geld“, sagte José. „Aber beständig ist nur, was Du mit dem Herzen machst.“

Der angespannte Geschäftsmann dachte über seine Worte nach und deutete dann eine Verbeugung an. Er lehnte sich zurück, entspannte und betrachtete seine Umgebung mit neuen Augen.

José brachte Kaffee für alle, der auf’s Haus ging.

Das Trinkgeld fiel mehr als großzügig aus.

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