Die Chi und die Chuan waren einst zwei mächtige Clans tapferer und geschickter Kämpfer.
Die Chi legten mehr Wert auf die Kunstfertigkeit. Sie stellten ausgefeilte Papierlampen, Körbe und wunderschöne Statuen aus Holz her. Ihre Blumengestecke waren in der ganzen Stadt beliebt, und sie verstanden es auf einzigartige Weise, Feiern auszurichten. Ihr Kampfstil war akrobatisch und verspielt. Ihr Kunstfertigkeit spiegelte sich wieder in der Fahne ihres Clans, die einen Kranich zeigte.
Die Chuan waren für ihre Kraft und Stärke berühmt. Ihre Kampfkunst war ohne Schnörkel und zielte auf reine Effektivität ab. Ihre Schmiede stellten die besten Waffen der Stadt her. Sie bekleideten viele politischen Ämter. Ihre Stärke spiegelte sich in der Fahne ihres Clans wieder, die einen Drachen zeigte.
Es bestand eine alte Fehde zwischen den beiden Clans. Der Ursprung der Feindschaft war längst in Vergessenheit geraten, doch der Hass auf die jeweils anderen war unerbittlich.
Eines Tages verschwand die erste Familie der Chi vom Angesicht der Erde. Ihr Grund und Boden war vollkommen verwüstet und ihr Schicksal blieb ungeklärt. Doch in den Augen der Chi besaß die Hand der Zerstörung ihres Clans eine klare Handschrift.
Seit diesem Zeitpunkt verschwand nun alle weiteren 10 Tage eine Familie vom Clan der Chi vollständig und restlos vom Erdboden.
Dies ging so lange, bis nur noch eine einzige große Familie der Chi übrig war.
Großvater Chi, liebevoll von allen Familienmitgliedern Chi-Chi genannt, war ein weiser Mann. Während die ganze Familie in Verzweiflung ihr nahendes Ende erwartete, überlegte er sich, wie das Unglück zu verhindern sei. Kurz vor dem befürchteten Tag fing er an Anweisungen zu geben, die seinen Familienmitgliedern seltsam und befremdlich erschienen. Doch sein Wort war Gesetz.
So stellte der kleine Rest des Clans wunderschöne Papierlampen her, die mit kunstvollen Drachenbildern verziert wurden. Es wurden Blumengestecke aus der Drachenrose gefertigt. Und für den schicksalhaften Tag wurde eine große Feier ausgerufen, die auf dem letzten Grundstück der Chi stattfinden sollte. An diesem Tag hing nicht die Fahne des Kranichs an ihren Gebäuden, sondern die des Drachen.
Die Feier war ein voller Erfolg, wie jede von den Chi ausgerichtete Feiern. Ein großer und langer Papierdrache wurde von den letzten 20 Kindern der Chi ständig wieder über das Fest getragen und hin und her geschwenkt, als würde er tanzen.
Am nächsten Tag war die letzte Familie der Chi noch da, vollständig und unversehrt.
Großvater Chi-Chi ließ sofort wieder eine neue Feier organisieren, die in genau 10 Tagen stattfinden sollte. Wieder der Tag, an dem ein Unglück für die Familie zu befürchten gewesen wäre. Die Fahne des Drachens blieb gleich an den Gebäuden hängen.
Auch dieses Fest wurde ein voller Erfolg. Mehr noch: Die Oberhäupter der Chuan-Familien erwiesen der Feier die Ehre und brachten zahlreiche Geschenke für die Chi mit. Um Mitternach gab es ein riesiges Feuerwerk.
Fortan lebten die Chi als Teil des Chuan-Clans weiter. Der Chuan-Clan war nun auch berühmt für seine Kunstfertigkeit und seine Feiern.
Das heimliche Familien-Motto der Chi lautete seit dem: „Kannst Du sie nicht schlagen, werde ein Teil von ihnen.“
Chi-Chi lehrte bis zu seinem Tod einen einzigartigen Kampfstil, in welchem man die Stärke des Gegners für seine eigenen Zwecke zu nutzen wusste. Er nannte sie offiziell „Tai Chi Chuan“ oder auch in familiären Kreisen „das Chi im Chuan“.
(frei erfunden)
Noch kein Kommentar, Füge deine Stimme unten hinzu!